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Betriebslage im Italienverkehr eskaliert: Kombiverkehr fordert 250 Millionen Euro Soforthilfe
01.09.2017
  • Baustellen, Grenzkontrollen und überfüllte Ausweichstrecken beeinflussen die Transportabwicklung wie nie zuvor
  • Leitungswege Gotthard und Brenner gleich stark betroffen
  • Speditionskunden leiden unter nicht mehr akzeptablen Zusatzkosten

(Frankfurt/Main, 1. September 2017) Aufgrund der aktuellen Betriebssituation im Deutschland-Italienverkehr via der Leitungswege Gotthard und Brenner fordert die Frankfurter Kombiverkehr KG 250 Millionen Euro Soforthilfe für Spediteure sowie an der Transportkette beteiligte Unternehmen. Beide Leitungswege sind mittlerweile seit mehreren Wochen durch Unfälle, Baustellen oder Grenzkontrollen wie nie zuvor massiv negativ beeinträchtigt. Planbare Regelverkehre sind im Kombinierten Verkehr Straße-Schiene kaum noch im Leistungsangebot der Operateure darstellbar, besonders mittelständische Speditions- und Logistikunternehmen, die ihre Basisverkehre auf die Schiene verlagert haben, leiden unter den finanziellen Folgen, die sich daraus tagtäglich ergeben.


Umleitungsstrecken im Rahmen der Rheintalsperrung bringen keine Entlastung
Die bis voraussichtlich zum 7. Oktober 2017 andauernde Rheintalsperrung auf dem Streckenabschnitt zwischen Mannheim und Basel ist derzeit nur ein Grund unter vielen für die verheerende Lage im intermodalen Schienengüterverkehr zwischen Deutschland und Italien. Auch wenn die Infrastrukturanbieter, Eisenbahnverkehrsunternehmen und Operateure alles Machbare unternehmen, den Bahnbetrieb so weit wie möglich am Laufen zu halten, stellt sich heraus, dass auch die Umleitungsstrecken aufgrund der Streckenprofile, der Elektrifizierung, insgesamt zu geringer Lok- sowie Personalkapazitäten und letztlich einer zu hohen Zugfolge weiterhin zu starken Problemen in der Transportabwicklung führen. Ein Großteil der umgeleiteten Züge wird unterwegs mit nicht vorliegender Information für die Weiterfahrt zwischenabgestellt. Umgeleitete Züge kommen überwiegend mit einer Verspätung von gleich mehreren Tagen in den Zielterminals an. Mehr und mehr zwingt daher die verladene Wirtschaft ihre beauftragten Spediteure, die Transporte aufgrund des Unfalls bei Rastatt vornehmlich auf der Straße abzuwickeln, was mit eigenen, gezielt auf den Kombinierten Verkehr ausgerichteten Fuhrparks schlichtweg kaum möglich ist. Ob die bisherigen Leistungsangebote der Operateure nach Wiederaufnahme der Rheintalstrecke wieder in vergleichbarer Form angeboten werden können, bleibt zum jetzigen Zeitpunkt mehr als fraglich. Die Folgen dieses Zusammenbruchs des Schienengüterverkehrs werden die bisherigen Folgen des Lokführer-Streiks um ein Vielfaches übertreffen. Nach unserer Einschätzung handelt es sich bei der Rheintalsperrung bei Rastatt um den größten Schieneninfrastrukturschaden, der jemals in Europa eingetreten ist.


Grenzkontrollen verschärfen betriebliche Situation zusätzlich
Nicht anders ist die aktuelle Situation im Italienverkehr via Brenner: Auf dem bedeutendsten Streckenabschnitt im Italienverkehr zwischen München und Norditalien ist der Schienengüterverkehr durch die Auswirkungen von unkoordinierten Infrastrukturarbeiten und halb- bis ganztägigen Grenzkontrollen aufgrund der Flüchtlingssituation komplett aus dem Takt geraten. Eine überhaupt nur annähernd kundengerechte Abwicklung der Transporte ist faktisch nicht möglich. „Die Lage in der Transportplanung und betrieblichen Steuerung auf Seiten der Spediteure, Operateure und Eisenbahnverkehrsunternehmen gerät immer mehr aus den Fugen und hat weitreichende wirtschaftliche Folgen. Sie ist für uns selbst, aber vor allem für unsere Kunden, nicht mehr hinnehmbar“, kritisiert Armin Riedl, Geschäftsführer von Kombiverkehr und der auf Italienverkehre spezialisierten Traktionsgesellschaft Lokomotion. „Insbesondere die Tatsache, dass schon seit Längerem ein international koordiniertes Baustellen- und Umleitungsmanagement gefordert wird und erst kürzlich wieder unsere Anmerkungen zu den Grenzkontrollzeiten in Raubling überhaupt keine Resonanz seitens der Verantwortlichen fand, lässt uns daran zweifeln, ob denn der Schienengüterverkehr mit seiner verkehrs-, umwelt- und gesellschaftspolitischen Bedeutung in der jetzigen Situation noch Unterstützung findet.“ Auch wenn mit dem Masterplan Schienengüterverkehr und den damit verbundenen Maßnahmen mittel- und langfristig auch der Kombinierte Verkehr wieder gestärkt werden soll, so muss sich die Politik auch in Krisenzeiten wie diesen den Themen stellen und für entsprechende Lösungen sorgen. „Ein tatenloses Zusehen können wir nicht akzeptieren. Wir sehen derzeit die Gefahr, dass das über Jahrzehnte aufgebaute und jahrelang gut funktionierende alpenquerende, intermodale Schienensystem, an dem eine Vielzahl von Logistikunternehmen tatkräftig mitgearbeitet hat, zugrunde geht“, kommentiert Kombiverkehr-Geschäftsführerkollege Robert Breuhahn die derzeitig überaus angespannte Situation. Das Unternehmen fordert daher aus dem Staatshaushalt eine schnelle finanzielle Soforthilfe über 250 Millionen EUR für die beteiligten Unternehmen, die aufgrund der genannten Ereignisse und Gegebenheiten mit drastischen Mehraufwendungen beispielsweise für Fahrzeug- und Personalkapazitäten konfrontiert sind. Die Soforthilfe soll allen betroffenen Speditionsunternehmen, Traktionsgesellschaften, Terminalbetreibergesellschaften und Operateuren zugutekommen, um das bisherige Leistungsprogramm weiterhin gewährleisten zu können und damit das Engagement sowie die bisher getätigten Investitionen in den umweltfreundlichen Kombinierten Verkehr nicht schlagartig zunichte gemacht werden. Die aktuelle Situation im Schienengüterverkehr von und nach Italien kann nur noch als „Super-Gau“ bezeichnet werden. Und die Frage ist: Was unternimmt eigentlich die Verkehrspolitik?


Über 270 Speditionskunden alleine bei Kombiverkehr betroffen
Als größter Operateur Europas transportiert Kombiverkehr mehr als 350.000 Lkw-Sendungen jährlich über die Gotthard- und Brennerroute von und nach Italien. Zum gegenwärtigen Kundenkreis im Italienverkehr zählen über 270 Speditions- und Logistikunternehmen, die mit ihren Transporten auf der Schiene der Umwelt jährlich über 400.000 Tonnen des schädlichen Kohlendioxids ersparen. Der Großteil der vornehmlich mittelständischen Unternehmen investiert seit Jahren in intermodales Equipment, hat den Fuhrpark sowie sämtliche Dispositionsprozesse auf den Schienengüterverkehr abgestimmt und ist täglich auf planbare Leistungsangebote der KV-Operateure angewiesen, um Transporte sicher, effizient und klimaschonend für die Industrie und Wirtschaft anzubieten.

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